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Die vierte Wand - im Clowntheater

Ich gehe hier auf die Definition der vierte Wand ein, da das Öffnen und somit das Fehlen der vierten Wand,
ein typisches Kennzeichen des Clowntheater ist.

Im Buch „Gardi Hutter - Die Clownerin“ gibt es eine sehr gut Beschreibung darüber.

"Auf dem Theater in fast allen seinen Formen spielt die sogenannte „vierte Wand“ eine wichtige Rolle.
Henning Rischbieters Theater-Lexikon definiert sie als
„die (imaginäre) Wand zwischen Bühne und Zuschauerraum.“
Dem Ausdruck liege die Vorstellung zugrunde, die Bühnenhandlung sei die Aktion in den vier Wänden eines Raumes,
nur dass eine Wand weggelassen, der Zuschauer also zufälliger Zeuge sei.

Diese „vierte Wand“ muss also zumindest transparent sein, damit der Zuschauer überhaupt Einblick hat in den „Raum“,
in dem das Stück spielt.

Einen nicht geringen Unterschied macht es nun, ob diese „vierte Wand“ zwar existiert, aber lediglich für den Zuschauer transparent ist, den Spiel- also weiterhin vom Zuschauerraum trennt, oder ob sie aufgehoben, niedergerissen ist, also gegenseitiger Kontakt, vielleicht sogar gegenseitige Einwirkung von einem Raum in den anderen erlaubt ist oder doch zumindest möglich wäre.

Im ersten Fall sagt man, man spiele „mit vierter Wand“, im zweiten wird „ohne vierte Wand“ agiert.

Wer Theater macht, muss sich nicht von vorneherein für die eine oder andere Variante entscheiden:
Es ist durchaus möglich, dass in ein und demselben Programm abwechslungsweise mit und ohne „vierte Wand“ gespielt wird.

Charakteristikum des Clownspiels sei denn auch, dass der Clown zuerst schaut, dann mitteilt und schliesslich reagiert.
Also einen Schritt nach dem anderen tut und dabei den Zuschauer immer bewusst aufnimmt, zu jedem Schritt das Publikum holt,
mit ihm in ständiger, direkter Kommunikation steht.

Im Clowntheater gibt es demnach die „vierte Wand“ nicht - ihr Fehlen ist ein typisches Kennzeichen dieser Sparte.

Sie verzichtet auf die Illusion, dass auf der Bühne gelebt werde - sie gibt offen zu,
dass der Clown, dass das Clowntheater Leben nur spielt."


aus dem Buch „Gardi Hutter - Die Clownerin“


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Gardi Hutter (*5. März 1953 in Altstätten SG) ist eine Schweizer Schauspielerin, Autorin und vor allem Clown-Komödiantin mit eigenen
Kleinkunst-Programmen, zumeist abseits von Zirkus-Manegen. Sie gilt mittlerweile international als das weibliche Vorbild für das Clowntheater.